Beschreibung
Der in Kirchheim unter Teck als Sohn eines herrschaftlichen Gärtners geborene Kerner, beginnt als Fünfzehnjähriger eine Gärtnerlehre an der Hohen Karlsschule, der von Herzog Carl Eugen von Württemberg gerade im herzoglichen Lustschloss Solitude gegründeten Eliteschule.
Und bereits 1780 ist Kerner, der nie studiert hatte, hier Lehrer für Botanik und Pflanzenzeichnung. Kerner war kein bedeutender Wissenschaftler, aber bei seinen Studenten beliebt wegen seiner freundlichen Art — eine Ausnahme an dieser von Zucht und Ordnung geprägten Institution.
Der ehemalige Karlsschüler Christoph Heinrich Pfaff schreibt in seinen Lebenserinnerungen: “Als Wissenschaftsmann stand Kerner auf keiner hohen Stufe und unsere botanischen Ercursionen waren mehr dem Wirthshause als dem Pflanzensammeln gewidmet” und schildert dann eine Episode, in der die Studentengruppe bei einer Exkursion Trauben aus einem Weinberg stiehlt und “mit unserem Hofrath an der Spitze schleunigst und in voller Hast” die Flucht vor den sie verfolgenden Feldschützen ergreift. Selbst bis in eine Gaststätte, in der die “Räuber” sich sicher wähnen, werden sie von den Traubenwächtern verfolgt, die “nur durch eine nicht unbedeutende Geldsühne fortgeschafft werden konnten”.
Kerners größter Verdienst ist, die Genialität seines Schülers Georges Cuvier erkannt und gefördert zu haben. Cuvier wurde einer der bedeutendsten Naturwissenschaftler seiner Zeit, der einerseits seinen ehemaligen Professor charakterisiert als: „Bekannt durch einige Werke der Botanik mit Abbildungen, war Kerner nur ein Zeichner und kein Naturforscher.“ Andererseits schreibt er später in einem Brief an seinen ehemaligen Lehrer: „Sehr geehrter Freund, Sie haben mich als Erster zum Studium der Natur geführt … Sie entwickeln die Botanik durch Ihre Entdeckungen auf bewundernswerte Weise.“
Kerner veröffentlicht zahlreiche botanische Werke, die er meist selbst illustriert. Viele seiner Bücher haben einen praktischen oder regionalen Bezug, wie seine „Beschreibung und Abbildung der Bäume und Gesträuche, welche im Herzogthum Wirtemberg wild wachsen“, erschienen zwischen 1783 und 1792.