Pflanzen und Tiere · Doppelkarten mit Motiven aus fünf Jahrhunderten
16. Jahrhundert
Georg Bocskay (1510–1575) und Joris Hoefnagel (1542–1600) — Mira Calligraphiae Monumenta
Dreißig Jahre später — Bocskay war bereits verstorben — beauftragte Ferdinands Enkel, der kunstsinnige Kaiser Rudolf II., Joris Hoefnagel, einen der letzten großen europäischen Buchmaler, die Seiten mit seinen Miniaturen zu ergänzen.
Hoefnagel spielt souverän mit dem Freiraum, den er offenbar hat: Er erfindet merkwürdige Insekten und Tier-Pflanzen-Kombinationen aus lauter Spaß am Fabulieren. Die Gegenstände liegen — mit Schatten versehen — “auf dem Papier” und gelegentlich schlingen sich Pflanzen gar durch das Papier hindurch.
Diese einmalige Handschrift befindet sich seit 1986 im J. Paul Getty Museum in Los Angeles.
17. Jahrhundert
Emanuel Sweerts (1552–1612) — Florilegium
Maria Sibylla Merian (1647–1717) — De europische Insecten
Eine Frau, die in Übersee wissenschaftliche Forschung betreibt und ihre Ergebnisse in prachtvollen, von ihr selbst illustrierten und verlegten Kupferstich-Werken veröffentlicht — das wäre auch heute ganz ungewöhnlich. Maria Sibylla Merian vollbringt all dies aber Ende des 17. Jahrhunderts.
Sie entstammt einer Künstlerfamilie, ihr Vater ist der berühmte Frankfurter Verleger und Kupferstecher Matthäus Merian der Ältere.
1675 bringt sie ihr noch ganz konventionelles „Neues Blumenbuch“ heraus und 1679 und 1683 erscheinen die bneiden Teile „Der Raupen wunderbare Verwandelung und sonderbare Blumennahrung“. Darin verbindet sie ihre beiden herausragenden Fähigkeiten: genaue wissenschaftliche Beobachtung und höchste Kunstfertigkeit bei der Darstellung.
Dann aber wagt sie etwas völlig Ungewöhnliches: Mittlerweile seit acht Jahren als anerkannte Naturforscherin und Künstlerin in Amsterdam lebend, verkauft sie ihre umfangreiche naturkundliche Sammlung und dazu 255 ihrer Bilder, um im Jahr 1699 eine Forschungsreise zur niederländischen Kolonie Surinam im feucht-heißen Norden Südamerikas zu finanzieren.
Nachdem sie zusammen mit ihrer Tochter zwei Jahre intensiv exotische Insekten und deren Wirtspflanzen erforscht und gemalt hat, zwingt eine heftige Malariaerkrankung die 54-jährige, den Aufenthalt abzubrechen und wieder in die Niederlande zurückzukehren.
Nach ihrer Rückkehr publiziert sie in Amsterdam „Metamorphosis insectorum Surinamensium“, ihr prachtvolles Hauptwerk. Erst ein Schlaganfall lähmt ihren Schaffensdrang. Als sie im Jahr 1717 69-jährig stirbt, ist sie eine hoch geschätzte Künstlerin und Naturforscherin.
De Europische Insecten fasst Maria Sibylla Merians Raupenbuch und das Neue Blumenbuch in einer Ausgabe zusammen. Es wurde von Merians Tochter Johanna Helena posthum mit niederländischem und französischem Text herausgegeben.
18. Jahrhundert
August Johann Rösel von Rosenhof (1705–1759) — Insecten-Belustigung
Marcus Élieser Bloch (1723–1799) — Naturgeschichte der Fische
Bloch wächst in bescheidenen jüdischen Verhältnissen auf, bis zum neunzehnten Lebensjahr kann er Deutsch weder lesen noch schreiben. Durch seine Kenntnis des Hebräischen erlangt er aber eine Stelle als Hauslehrer bei einem jüdischen Wundarzt in Hamburg. Dort verbessert er seine Deutschkenntnisse, lernt Latein und eignet sich erste Grundkenntnisse der Anatomie an. Mit Unterstützung von Verwandten kann er Medizin studieren. Er promoviert und lässt sich in Berlin als praktischer Arzt nieder.
Und nun beginnt sein Interesse an der Fischkunde, die zu einer lebenslange Beschäftigung werden soll. Sein Hauptwerk ist die von 1782 — 1795 in 12 Bänden mit 432 handkolorierten Abbildungen erschienene Allgemeine Naturgeschichte der Fische. Es ist das erste und noch lange nach seinem Tod das umfassendste und wichtigste Werke der Ichthyologie (Fischkunde).
Nachdem Bloch die ersten Bände selbst finanziert hat, findet er für die weiteren Bücher Geldgeber auf damals sehr ungewöhnliche Weise: Reichen Mitgliedern des Adels und Wissenschaftlern bietet er an, ihren Namen auf einer der 432 aufwändig handkolorierten Bildtafeln abzudrucken — gegen Zahlung eines Geldbetrags, versteht sich. Eine frühe Form des „Kunst- und Wissenschafts-Sponsorings”.
Johann Prokop Mayer (1735–1804) — Pomona Franconica
In ganz Europa war der Würzburger Hofgärtner Johann Prokop Mayer für seine kunstvollen Gartenanlagen berühmt. Er arbeitet für Adelshäuser in Deutschland und Frankreich, er handelt international mit Pflanzen und Sämereien, ja er betreibt selbst eine Baumschule für Obstbäume. Der prachtvolle Garten rund um die Würzburger Residenz — der Hofgarten — wurde von ihm geplant und angelegt. Er gilt als „der erste wissenschaftlich arbeitende Gärtner in Süddeutschland“.
Zwischen 1776 und 1801 veröffentlicht er Pomona Franconica, ein dreibändiges Lehrbuch zur Obstsortenkunde mit großformatigen botanischen Buchillustrationen. In diesem Standardwerk des Obstbaus beschreibt Mayer alle im Würzburger Hofgarten kultivierten Obstsorten sowie seine langjährigen Erfahrungen in der Obstbaumzucht. Auf ganzseitigen Tafeln werden handkolorierte Kupferstiche mit mehr als 500 reifen Früchten gezeigt.
Johann Simon von Kerner (1755 – 1830) — Trauben und Schmetterlinge
Der in Kirchheim unter Teck als Sohn eines herrschaftlichen Gärtners geborene Kerner, beginnt als Fünfzehnjähriger eine Gärtnerlehre an der Hohen Karlsschule, der von Herzog Carl Eugen von Württemberg gerade gegründeten “Militärischen Pflanzschule” die bald zur Universität wurde. Und bereits 1780 ist Kerner, der nie studiert hatte, hier Lehrer für Botanik und Pflanzenzeichnung. Und die “Pflanzenzeichnung” ist es, für die er bis heute bekannt ist. Kerner veröffentlicht zahlreiche botanische Werke, die er meist selbst illustriert. Und zwar jede Abbildung einzeln als Aquarell. Von 1803–1815 erscheint das umfassende Werk über die damals bekannten Sorten von Weintrauben: Le Raisin : ses espèces et variétés dessinées et colorées d’après nature. Die zwei Bände umfassen zwölf Lieferungen vom enormen Format 56 x 44 cm. Jede Lieferung enthält einen Titel, der mit eine Aquarell-Vignette geschmückt war: Trauben und an ihnen naschende exotische Schmetterlinge. Auch alle 144 Traubenbilder sind Originalaquarelle, jeweils mit mit Gummi arabicum gehöht.
19. Jahrhundert
Pierre-Joseph Redouté (1759 — 1840) — Rosen und andere Blütenpflanzen
Friedrich Gottlob Hayne (1763–1832) — Heilpflanzen
Schon in jungen Jahren interessiert sich Hayne für die Welt der Pflanzen. Von 1778 bis 1796 ist er Apotheker in Berlin. Daneben botanisiert er und untersucht den Aufbau der Pflanzen und ihrer Inhaltsstoffe. So schafft er die Grundlagen für seine späteren Veröffentlichungen über die in Medizin und Technologie verwendeten Pflanzen.
1830 veröffentlicht er das mehrbändige Werk “Dr. Friedrich Gottlob Hayne’s Darstellung und Beschreibung der Arzneygewächse welche in die neue preussische Pharmacopöe aufgenommen sind”. Eine Pharmakopöe ist ein Arzneimittelverzeichnis.
Charles H. Dessalines d‘Orbigny (1806–1876) — Dictionnaire universel d’histoire naturelle
D’Orbigny war Herausgeber der französischen naturhistorischen Enzyklopädie Dictionnaire universel d’histoire naturelle, die 1841 bis 1849 in 16 Bänden erschien. Sie gilt als eine der besten naturhistorischen Enzyklopädien des 19. Jahrhunderts.
Die Autoren wollten ein qualitativ hochwertiges Werk schaffen, das jedoch auch für ein breites Publikum zugänglich ist. Sie enthält die besten und schönsten Stiche, die im 19. Jahrhundert in einem Werk über Naturwissenschaften produziert wurden. Die Zoologie dominiert mit 215 Tafeln, gefolgt von der Botanik mit 50 Tafeln und der Paläontologie mit 15 Tafeln.
20. Jahrhundert
Ernst Haeckel (1834 — 1919) — Kunstformen der Natur
Haeckel war überzeugter Darwinist, der sich zeitlebens mit der Evolutionstheorie beschäftigte. Aber daneben suchte und fand er in der Natur auch große Schönheit Seine Kunstformen der Natur erschienen von 1899–1904 und gehörten zu den beliebtesten Werken in seiner Zeit.
Die lithografischen Bildtafeln der Kunstformen beeinflussten zahlreiche Künstler, Kunsthandwerker, Bildhauer, Zeichner und Architekten des Jugendstils.
Der Obstbau in Wort und Bild — Wiesbaden 1907
Tanigami Konan (1879–1928) 谷上廣南: Album westlicher Pflanzen und Blumen 西洋草花図譜
Der japanische Künstler Tanigami Konan wurde 1879 in der Präfektur Hyogo geboren. Er war der erste japanische Künstler, der westliche Blumen malte — und das auf besonders lebendige und naturgetreue Weisei. Auch wenn die Objekte seiner Kunst westlich sind, ist Konan doch ein Vertreter der klassischen japanischen Malerei — Nihonga 日本画 genannt. Seine Spezialität waren Naturbilder, Darstellungen von Pflanzen und Tieren — Kacho‑e 花鳥絵.
Tanigami Konan schuf fünf Bände mit Farbholzschnitten, die um 1917/18 vom Verlag Unsodo veröffentlicht wurden. Die Serie trägt den Titel “Seiyo Soka Zofu” (Ein Bilderalbum westlicher Pflanzen und Blumen). Sie zeigt üppige Blumen und exotische Pflanzen in voller Blüte. Jeweils zwei Bände waren der Frühlings- und der Sommersaison gewidmet, während der fünfte Band die Blumen und Pflanzen umfasst, die in der Herbst- und Wintersaison blühen.
Diese farbkräftigen Holzschnitte beeinflussten zahlreiche westlichen Künstler vor allem des Impressionismus, darunter Vincent van Gogh, Paul Gauguin, Henri Toulouse-Lautrec oder auch Edvard Munch, der Farbholzschnitte nach japanischen Vorbildern schuf.
Unsere Motive stammen aus dem Bilderalbum westlicher Pflanzen und Blumen von 1917.
USDA — Pomological Watercolors (1886–1942) — Aquarelle von Obstsorten
Um die Wende zum 20. Jahrhundert wurden in den USA viele neue Obst- und Nusssorten gezüchtet. Um diese Pflanzen in einem nationalen Obstregister zu dokumentieren und als Farblithografien in Jahrbüchern und Katalogen veröffentlichen zu können, beauftragte das amerikanische Landwirtschaftsministerium 21 Künstlerinnen und Künstler damit, Abbildungen dieser Neuzüchtungen zu erstellen. Da die Farbfotografie noch nicht weit verbreitet war, wurden die Früchte als Aquarelle gemalt. Zwischen 1886 und 1942 entstanden so die Pomological Watercolor Collection mit 7.500 Wasserfarben-Bildern. Als Pomologie bezeichnet man die Obstbaukunde, die Lehre von den Arten und Sorten des Obstes.
Die Künstlerinnen und Künstler nahmen an, dass ihre Werke nie in der Öffentlichkeit zu sehen sein würden. Daher zeugt der rustikale Charme dieser Aquarelle — Fingerabdrücke, Schmutz und Bleistiftkommentare — von der Situation, unter denen die Bilder entstanden: Umgeben von Kisten und Körben voller Feldfrüchte.
Die Hälfte der 7.500 Aquarelle wurden von nur drei Frauen gemalt: Amanda Almira Newton, Mary Daisy Arnold und Deborah Griscom Passmore. Von Passmore stammen allein mehr als 1.500 der pomologischen Aquarelle.
Trauerkarten
Giorgio Bonelli (1724–1782) und Pierre Joseph Redouté (1759–1840)
16. Jahrhundert
Georg Bocskay (1510–1575) und Joris Hoefnagel (1542–1600) — Mira Calligraphiae Monumenta
Dreißig Jahre später — Bocskay war bereits verstorben — beauftragte Ferdinands Enkel, der kunstsinnige Kaiser Rudolf II., Joris Hoefnagel, einen der letzten großen europäischen Buchmaler, die Seiten mit seinen Miniaturen zu ergänzen.
Hoefnagel spielt souverän mit dem Freiraum, den er offenbar hat: Er erfindet merkwürdige Insekten und Tier-Pflanzen-Kombinationen aus lauter Spaß am Fabulieren. Die Gegenstände liegen — mit Schatten versehen — “auf dem Papier” und gelegentlich schlingen sich Pflanzen gar durch das Papier hindurch.
Diese einmalige Handschrift befindet sich seit 1986 im J. Paul Getty Museum in Los Angeles.
17. Jahrhundert
Emanuel Sweerts (1552–1612) — Florilegium
Maria Sibylla Merian (1647–1717) — De europische Insecten
Eine Frau, die in Übersee wissenschaftliche Forschung betreibt und ihre Ergebnisse in prachtvollen, von ihr selbst illustrierten und verlegten Kupferstich-Werken veröffentlicht — das wäre auch heute ganz ungewöhnlich. Maria Sibylla Merian vollbringt all dies aber Ende des 17. Jahrhunderts.
Sie entstammt einer Künstlerfamilie, ihr Vater ist der berühmte Frankfurter Verleger und Kupferstecher Matthäus Merian der Ältere.
1675 bringt sie ihr noch ganz konventionelles „Neues Blumenbuch“ heraus und 1679 und 1683 erscheinen die bneiden Teile „Der Raupen wunderbare Verwandelung und sonderbare Blumennahrung“. Darin verbindet sie ihre beiden herausragenden Fähigkeiten: genaue wissenschaftliche Beobachtung und höchste Kunstfertigkeit bei der Darstellung.
Dann aber wagt sie etwas völlig Ungewöhnliches: Mittlerweile seit acht Jahren als anerkannte Naturforscherin und Künstlerin in Amsterdam lebend, verkauft sie ihre umfangreiche naturkundliche Sammlung und dazu 255 ihrer Bilder, um im Jahr 1699 eine Forschungsreise zur niederländischen Kolonie Surinam im feucht-heißen Norden Südamerikas zu finanzieren.
Nachdem sie zusammen mit ihrer Tochter zwei Jahre intensiv exotische Insekten und deren Wirtspflanzen erforscht und gemalt hat, zwingt eine heftige Malariaerkrankung die 54-jährige, den Aufenthalt abzubrechen und wieder in die Niederlande zurückzukehren.
Nach ihrer Rückkehr publiziert sie in Amsterdam „Metamorphosis insectorum Surinamensium“, ihr prachtvolles Hauptwerk. Erst ein Schlaganfall lähmt ihren Schaffensdrang. Als sie im Jahr 1717 69-jährig stirbt, ist sie eine hoch geschätzte Künstlerin und Naturforscherin.
De Europische Insecten fasst Maria Sibylla Merians Raupenbuch und das Neue Blumenbuch in einer Ausgabe zusammen. Es wurde von Merians Tochter Johanna Helena posthum mit niederländischem und französischem Text herausgegeben.
18. Jahrhundert
August Johann Rösel von Rosenhof (1705–1759) — Insecten-Belustigung
Marcus Élieser Bloch (1723–1799) — Naturgeschichte der Fische
Bloch wächst in bescheidenen jüdischen Verhältnissen auf, bis zum neunzehnten Lebensjahr kann er Deutsch weder lesen noch schreiben. Durch seine Kenntnis des Hebräischen erlangt er aber eine Stelle als Hauslehrer bei einem jüdischen Wundarzt in Hamburg. Dort verbessert er seine Deutschkenntnisse, lernt Latein und eignet sich erste Grundkenntnisse der Anatomie an. Mit Unterstützung von Verwandten kann er Medizin studieren. Er promoviert und lässt sich in Berlin als praktischer Arzt nieder.
Und nun beginnt sein Interesse an der Fischkunde, die zu einer lebenslange Beschäftigung werden soll. Sein Hauptwerk ist die von 1782 — 1795 in 12 Bänden mit 432 handkolorierten Abbildungen erschienene Allgemeine Naturgeschichte der Fische. Es ist das erste und noch lange nach seinem Tod das umfassendste und wichtigste Werke der Ichthyologie (Fischkunde).
Nachdem Bloch die ersten Bände selbst finanziert hat, findet er für die weiteren Bücher Geldgeber auf damals sehr ungewöhnliche Weise: Reichen Mitgliedern des Adels und Wissenschaftlern bietet er an, ihren Namen auf einer der 432 aufwändig handkolorierten Bildtafeln abzudrucken — gegen Zahlung eines Geldbetrags, versteht sich. Eine frühe Form des „Kunst- und Wissenschafts-Sponsorings”.
Johann Prokop Mayer (1735–1804) — Pomona Franconica
In ganz Europa war der Würzburger Hofgärtner Johann Prokop Mayer für seine kunstvollen Gartenanlagen berühmt. Er arbeitet für Adelshäuser in Deutschland und Frankreich, er handelt international mit Pflanzen und Sämereien, ja er betreibt selbst eine Baumschule für Obstbäume. Der prachtvolle Garten rund um die Würzburger Residenz — der Hofgarten — wurde von ihm geplant und angelegt. Er gilt als „der erste wissenschaftlich arbeitende Gärtner in Süddeutschland“.
Zwischen 1776 und 1801 veröffentlicht er Pomona Franconica, ein dreibändiges Lehrbuch zur Obstsortenkunde mit großformatigen botanischen Buchillustrationen. In diesem Standardwerk des Obstbaus beschreibt Mayer alle im Würzburger Hofgarten kultivierten Obstsorten sowie seine langjährigen Erfahrungen in der Obstbaumzucht. Auf ganzseitigen Tafeln werden handkolorierte Kupferstiche mit mehr als 500 reifen Früchten gezeigt.
Johann Simon von Kerner (1755 – 1830) — Trauben und Schmetterlinge
Der in Kirchheim unter Teck als Sohn eines herrschaftlichen Gärtners geborene Kerner, beginnt als Fünfzehnjähriger eine Gärtnerlehre an der Hohen Karlsschule, der von Herzog Carl Eugen von Württemberg gerade gegründeten “Militärischen Pflanzschule” die bald zur Universität wurde. Und bereits 1780 ist Kerner, der nie studiert hatte, hier Lehrer für Botanik und Pflanzenzeichnung. Und die “Pflanzenzeichnung” ist es, für die er bis heute bekannt ist. Kerner veröffentlicht zahlreiche botanische Werke, die er meist selbst illustriert. Und zwar jede Abbildung einzeln als Aquarell. Von 1803–1815 erscheint das umfassende Werk über die damals bekannten Sorten von Weintrauben: Le Raisin : ses espèces et variétés dessinées et colorées d’après nature. Die zwei Bände umfassen zwölf Lieferungen vom enormen Format 56 x 44 cm. Jede Lieferung enthält einen Titel, der mit eine Aquarell-Vignette geschmückt war: Trauben und an ihnen naschende exotische Schmetterlinge. Auch alle 144 Traubenbilder sind Originalaquarelle, jeweils mit mit Gummi arabicum gehöht.
19. Jahrhundert
Pierre-Joseph Redouté (1759 — 1840) — Rosen und andere Blütenpflanzen
Friedrich Gottlob Hayne (1763–1832) — Heilpflanzen
Schon in jungen Jahren interessiert sich Hayne für die Welt der Pflanzen. Von 1778 bis 1796 ist er Apotheker in Berlin. Daneben botanisiert er und untersucht den Aufbau der Pflanzen und ihrer Inhaltsstoffe. So schafft er die Grundlagen für seine späteren Veröffentlichungen über die in Medizin und Technologie verwendeten Pflanzen.
1830 veröffentlicht er das mehrbändige Werk “Dr. Friedrich Gottlob Hayne’s Darstellung und Beschreibung der Arzneygewächse welche in die neue preussische Pharmacopöe aufgenommen sind”. Eine Pharmakopöe ist ein Arzneimittelverzeichnis.
Charles H. Dessalines d‘Orbigny (1806–1876) — Dictionnaire universel d’histoire naturelle
D’Orbigny war Herausgeber der französischen naturhistorischen Enzyklopädie Dictionnaire universel d’histoire naturelle, die 1841 bis 1849 in 16 Bänden erschien. Sie gilt als eine der besten naturhistorischen Enzyklopädien des 19. Jahrhunderts.
Die Autoren wollten ein qualitativ hochwertiges Werk schaffen, das jedoch auch für ein breites Publikum zugänglich ist. Sie enthält die besten und schönsten Stiche, die im 19. Jahrhundert in einem Werk über Naturwissenschaften produziert wurden. Die Zoologie dominiert mit 215 Tafeln, gefolgt von der Botanik mit 50 Tafeln und der Paläontologie mit 15 Tafeln.
20. Jahrhundert
Ernst Haeckel (1834 — 1919) — Kunstformen der Natur
Haeckel war überzeugter Darwinist, der sich zeitlebens mit der Evolutionstheorie beschäftigte. Aber daneben suchte und fand er in der Natur auch große Schönheit Seine Kunstformen der Natur erschienen von 1899–1904 und gehörten zu den beliebtesten Werken in seiner Zeit.
Die lithografischen Bildtafeln der Kunstformen beeinflussten zahlreiche Künstler, Kunsthandwerker, Bildhauer, Zeichner und Architekten des Jugendstils.
Der Obstbau in Wort und Bild — Wiesbaden 1907
Tanigami Konan (1879–1928) 谷上廣南: Album westlicher Pflanzen und Blumen 西洋草花図譜
Der japanische Künstler Tanigami Konan wurde 1879 in der Präfektur Hyogo geboren. Er war der erste japanische Künstler, der westliche Blumen malte — und das auf besonders lebendige und naturgetreue Weisei. Auch wenn die Objekte seiner Kunst westlich sind, ist Konan doch ein Vertreter der klassischen japanischen Malerei — Nihonga 日本画 genannt. Seine Spezialität waren Naturbilder, Darstellungen von Pflanzen und Tieren — Kacho‑e 花鳥絵.
Tanigami Konan schuf fünf Bände mit Farbholzschnitten, die um 1917/18 vom Verlag Unsodo veröffentlicht wurden. Die Serie trägt den Titel “Seiyo Soka Zofu” (Ein Bilderalbum westlicher Pflanzen und Blumen). Sie zeigt üppige Blumen und exotische Pflanzen in voller Blüte. Jeweils zwei Bände waren der Frühlings- und der Sommersaison gewidmet, während der fünfte Band die Blumen und Pflanzen umfasst, die in der Herbst- und Wintersaison blühen.
Diese farbkräftigen Holzschnitte beeinflussten zahlreiche westlichen Künstler vor allem des Impressionismus, darunter Vincent van Gogh, Paul Gauguin, Henri Toulouse-Lautrec oder auch Edvard Munch, der Farbholzschnitte nach japanischen Vorbildern schuf.
Unsere Motive stammen aus dem Bilderalbum westlicher Pflanzen und Blumen von 1917.
USDA — Pomological Watercolors (1886–1942) — Aquarelle von Obstsorten
Um die Wende zum 20. Jahrhundert wurden in den USA viele neue Obst- und Nusssorten gezüchtet. Um diese Pflanzen in einem nationalen Obstregister zu dokumentieren und als Farblithografien in Jahrbüchern und Katalogen veröffentlichen zu können, beauftragte das amerikanische Landwirtschaftsministerium 21 Künstlerinnen und Künstler damit, Abbildungen dieser Neuzüchtungen zu erstellen. Da die Farbfotografie noch nicht weit verbreitet war, wurden die Früchte als Aquarelle gemalt. Zwischen 1886 und 1942 entstanden so die Pomological Watercolor Collection mit 7.500 Wasserfarben-Bildern. Als Pomologie bezeichnet man die Obstbaukunde, die Lehre von den Arten und Sorten des Obstes.
Die Künstlerinnen und Künstler nahmen an, dass ihre Werke nie in der Öffentlichkeit zu sehen sein würden. Daher zeugt der rustikale Charme dieser Aquarelle — Fingerabdrücke, Schmutz und Bleistiftkommentare — von der Situation, unter denen die Bilder entstanden: Umgeben von Kisten und Körben voller Feldfrüchte.
Die Hälfte der 7.500 Aquarelle wurden von nur drei Frauen gemalt: Amanda Almira Newton, Mary Daisy Arnold und Deborah Griscom Passmore. Von Passmore stammen allein mehr als 1.500 der pomologischen Aquarelle.